Gutedel geht immer, sagen die Markgräfler. Und Gutedel geht eigentlich für jeden. Wie vielfältig die Markgräfler Winzer diese Traube ausbauen, lässt sich vor Ort zwischen Freiburg und Basel bestens erkunden. Zum Beispiel bei einer Wanderung auf dem Wiiwegli. Oder zu Hause mit Freunden. Entsprechende Weinpakete liefern die Markgräfler überall hin.
So wie Sven Vormann von der "Markgräfler Weintheke" in Bad Bellingen. Die Gutedel Champs, die er gemeinsam mit Winzerinnen und Winzern in einer online-Weinprobe vorstellte, zeigen eine erstaunliche Bandbreite dessen, was aus Gutedeltrauben werden kann. Die Bandbreite für Videoübertragungen aus dem Markgräflerland ist leider nicht sehr groß, so dass ein Nachprobieren mit Video ein bisschen hakelig ist, aber man kann ja auch die Weine sprechen lassen.

Eigentlich hat Gutedel zu wenig Säure, um versektet zu werden, aber das Weingut Krebs in Binzen stellt sich dieser Herausforderung seit Jahren immer wieder aufs Neue. Heraus kommt ein leichter Apéro, der nicht satt macht und sich auch zum Essen problemlos weiter trinken lässt.
Die milde Säure macht den Gutedel sehr beliebt und angeblich sollen die Weine jung getrunken werden. Muss nicht sein, sagen die Weinmacher vom Weingut Blankenhorn in Schliengen und bringen ihren "Chasselas Courage" nicht zu früh zu den Kunden. 2020 wird der 2017er Jahrgang getrunken.
Chasselas? Nichts anderes als Gutedel. Die Franzosen und Schweizer sprechen beim Gutedel von "Chasselas". Im Wallis, und nur dort, heißt die Traube "Fendant". Markgräfler Winzer, die den internationalen Markt im Blick haben, nennen ihren Gutedel dann auch schon mal "Chasselas".
In der Schweiz, im Osten Frankreichs und im Norden Italiens wuchs die Gutedeltraube schon, bevor sie in den Süden Deutschlands kam. Das ist zwischenzeitlich auch mit einer DNA-Analyse der Universität Neuenburg (Université de Neuchâtel) bewiesen. Möglich, dass Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ahnen des Gutedels in Ägypten oder dem Jordan-Tal wuchsen, nachweisbar ist dies bislang nicht. Markgraf Karl Friedrich von Baden brachte die älteste Kulturrebe der Welt im 18. Jahrhundert vom Genfer See ins Markgräflerland. Karl Friedrich legte damals fest, dass Rebflächen nur noch sortenrein bepflanzt werden sollten und verbot kurzerhand Zutaten, um den Wein zu schönen. Als er im Jahr 1783 die Leibeigenschaft in Baden aufhob, blühte die Weinwirtschaft im Markgräflerland auf. Die Winzer mussten keine erdrückenden Abgaben mehr bezahlen. Ihr Verkaufsschlager wurde der Gutedel, der auf 40 Prozent der Rebfläche wächst.
Vor allem weißer Gutedel. Weniger bekannt ist der rote Gutedel, der lachsfarben im Glas schimmert und einen in Urlaubsstimmung versetzt, auch wenn es nur ein Abend auf dem Balkon oder ein Picknick im Park ist. Zum Beispiel ein Fläschchen aus Ehrenkirchen-Scherzingen vom Weingut Heinemann.

Alle zwei Jahre widmen sich die Markgräfler und ihre Gäste dem Gutedel einen ganzen Tag lang. Im Mai, an Christi Himmelfahrt, ist Gutedeltag. Das nächste Mal am 13. Mai 2021. Zwischen Müllheim und Staufen wird die Landstraße für motorisierte Fahrzeuge gesperrt, Wanderer und Radfahrer ziehen von Weingut zu Weingut, um den Gutedel bei rund 30 Winzern zu verkosten. Wer nachhaltig unterwegs ist, packt ein Markgräfler Gutedelglas im Zehntele-Maß ein -oder auch in Viertele-Größe- und zieht los. Dieses Becherglas mit den geschliffenen Trauben erinnert an Zeiten, in denen der Gutedel ein solider Schankwein war, aber auch nicht mehr. Für Schorle ist das zarte Glas immer noch bestens geeignet oder auch für die einfacheren Gutedel auf der Terrasse zum Vesper.
Beim Wandern am Gutedeltag -oder an irgendeinem anderen schönen Tag des Jahres- findet bestimmt jeder und jede ihren Lieblings-Gutedel, vielleicht sogar einen prämierten. Jährlich wird in den Kategorien Qualitätswein "QbA trocken", "Kabinett trocken", "Gutedel edelsüß" und "Selektion trocken international" nach einer Blindverkostung der Gutedel-Cup vergeben. Ins Rennen gehen nicht nur Markgräfler Gutedel, die 97 Prozent der deutschen Anbaufläche ausmachen, sondern auch Gutedel aus dem mitteldeutschen Anbaugebiet Saale-Unstrut und aus der Schweiz.
